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Rajmund Pajer: "Ich hege keinen Hass, denn Hass verzehrt dich von innen heraus und hinterlässt nicht einmal Asche.“

KZ-Überlebender der Lager Mauthausen, Klagenfurt-Lendorf und St. Aegyd

Der 1930 in Triest geborene Slowene Rajmund Pajer wurde als 14-jähriger von slowenischen Partisanen für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus zwangsrekrutiert. Bei Kampfhandlungen mit der Deutschen Wehrmacht nahe der slowenischen Stadt Ribnica im Jahr 1944 wurde er verletzt und via GESTAPO-Gefängnis Begunje mit einem Viehtransporter nach Mauthausen deportiert, wo er am 3. Juni 1944 eintraf, und mit der Häftlingsnummer 69186 von der SS registriert wurde. Als KZ-Häftling musste er in den KZ-Außenlagern Klagenfurt-Lendorf und St. Aegyd am Neuwalde Zwangsarbeit leisten bevor er in Mauthausen im Mai 1945 befreit wurde. Nach dem Krieg wanderte Rajmund Pajer nach Kanada aus. In den Nachkriegsjahren kehrte Pajer regelmäßig nach Österreich zurück, um das KZ Mauthausen zu besuchen. Im Jahr 2007 besuchte er erstmals wieder St. Aegyd am Neuwalde, wo er später bis zu seinem Tod im Jahr 2016 mehrmals an den jährlichen Gedenkfeiern teilnahm. Als letzter Überlebender des Mauthausen-Außenlagers Klagenfurt-Lendorf nahm er 2007 als Ehrengast bei Enthüllung der Gedenktafel in der Klagenfurter Khevenhüller-Kaserne an der Gedenkveranstaltung teil.

Aus der Autobiografie von Rajmund Pajer – Leichensammler in Mauthausen:

"Diese [Leichen] fand ich meistens am Morgen in der Latrine. Viele von ihnen saßen bereits tot auf der Toilette oder waren im Begriff, an der Ruhr zu sterben, einer sehr ansteckenden Krankheit in unserer Nähe. Wir waren zu dritt und mit einem 'Karren' ausgestattet, der aus zwei Fahrradreifen und einer hölzernen Plattform bestand. Unsere Aufgabe war es, die Leichen aufzuladen und dann zum Krematorium zu bringen. Aber davor mussten wir die Häftlingsnummer, die wir von ihrem Armband ablesen konnten, mit einem auf Feuchtigkeit reagierenden Anilinstift auf ihre Brust schreiben. Dazu mussten wir spucken und die Flüssigkeit verteilen, sodass die Nummer sehr gut sichtbar war."

Aus der Autobiografie von Rajmund Pajer – über seine Häftlingsnummer:

"Von der Gruppe der Italiener, die ich zuvor erwähnt habe, war ich der Jüngste. […] Sie alle waren überrascht von meiner niedrigen Häftlingsnummer und natürlich auch von meinem geringen Alter."

"Um ganz nach unten in den Steinbruch zu gelangen, musste man über eine Stiege mit exakt 186 Stufen, was unheimlicherweise exakt den letzten drei Ziffern meines Erkennungsarmbandes entsprach. Meine Nummer war 69186."

Aus der Autobiografie von Rajmund Pajer – über die Kapos im Außenlager St. Aegyd:

"Im Lager St. Aegyd hatten wir drei Kapos, die man an ihren grünen Winkeln über der Häftlingsnummer erkannte und die mit Freuden die Drecksarbeit für die SS erledigten. Kapo Toni […] war der 'LAGERÄLTESTE'. Sein liebstes Werkzeug war ein Holzknüppel, den er wahllos benutzte, um die Häftlinge zu verprügeln. […] Kapo Max war auf der Baustelle für den Arbeitseinsatz zuständig, er benutzte am liebsten den 'GUMMI'. ]…] Er schlug die italienischen Häftlinge mehr als jede andere Gruppe. […] Er rief sie 'MACARONI', 'BADOGLIO' und andere deutsche Schimpfwörter wie 'DRECK' und 'SCHEISSE'. Kapo Robert war ein 'BLOCKÄLTESTER' und der 'Treter'.

Quelle: Pajer, Rajmund: "Ich war I 69186 in Mauthausen. Wie ich als Jugendlicher ins KZ-Netzwerk geriet und daraus befreit wurde", Klagenfurt/Wien 2010.